Aktivitäten

(Ein Abenteuerbericht) von Julia Semmler 12km, 380 Höhenmeter und schätzungsweise 500-700 Treppen! Ein Lauf der auf jeden Fall eine Erfahrung war – die Marseille Outdoor Experience am 10. November 2024. Doch fange ich erstmal von vorne an. Ich absolviere gerade mein Erasmussemester in der schönen Stadt Aix-en-Provence in Frankreich, 25km nördlich von Marseille. Aufgrund einer hohen Auslastung im Studium und längeren Krankheitsphasen war es mir lange nicht möglich zu laufen. Durch eine Freundin, die ebenfalls eine Erasmus-Studentin ist, bin ich wieder zum Laufen gekommen. Vor allem lädt Südfrankreich mit der schönen Natur und Temperaturen über 20 Grad im Herbst zum Laufen ein. Nachdem relativ schnell Laufschuhe, Laufweste und eine Halbmarathon-Anmeldung für 2025 folgte, wollte ich auch an einem Lauf in Frankreich teilnehmen. Sehr viele Läufe habe ich online nicht gefunden. Die Marseille Outdoor Experience hat mich da schon am meisten angesprochen. Ein 12km Trail-Run in Marseille. Bei der Anmeldung, 4 Tage vor dem Lauf, wusste ich noch nicht was mich tatsächlich erwartet. Ich konnte noch eine irische Erasmusstudentin motivieren, gemeinsam mit mir diesem Lauf zu absolvieren. Aufwachen in Aix-en-Provence um 5:30 Uhr. 6:50 Uhr Ankunft in Marseille mit dem Bus. Fahrt zum Plage des Catalans (Strand von Catalans), aufwärmen und 8:15 Uhr Start in Wellen. Dann ging es los, die besagten 12km mit 380 Höhenmetern. Eigentlich hatte ich vorher im Internet irgendetwas mit 160 Höhenmetern gelesen, davon bin ich natürlich auch ausgegangen. Vorher haben ich mir mit meiner Freundin noch unsere Ziele überlegt. Auf Grundlage der erwarteten 160 Höhenmetern waren wir uns einig, dass wir keine großen Ziele haben, außer unter einer 6:00 Pace zu laufen. Dass dieses Ziel nicht erreichbar ist, zeigten uns die ersten Treppen auf den ersten zwei Kilometern. Uns wurde irgendwann erst bewusst, dass dies nur der Anfang war. Enge Gassen, kaum Möglichkeiten zum Überholen, die uns zum Teil zwangen stehen zu bleiben, viele Treppen und eine zunehmende Steigung kamen zur unserer Überraschung hinzu. Unser Plan gemeinsam zu laufen, hat ebenfalls nicht funktioniert. Wir trennten uns schneller als gedacht. Dann war ich auf mich allein im Kampf gegen Höhenmeter und Treppen bis zur Spitze der Basilique Notre Dame de la Garde (Basilica von unserer wachenden Frau). Dass der Trail ungefähr in die Richtung geht, war mir sogar bewusst. Jedoch nicht, dass es 80% Treppen bedeutete, die eine zeitlang abwechselnd hoch und herunter gingen. Es war das erste Mal, dass ich während eines Laufs gehen musste und das nicht nur einmal kurz, sondern mehrere Minuten und Male. Die ersten Treppen und langen Anstiege wollte ich noch langsam laufen, aber als ich gesehen habe, dass jeder um mich herum gegangen ist, realisierte ich, dass mir bei dieser enormen Anstregung von Kilometer drei bis sechs von zwölf Weiteren gar nichts anderes übrig bleibt. Der Vorteil beim Gehen und langsamen Laufen war, dass ich ab und zu einige Bilder und Videos machen konnte. Irgendwann habe ich mich mit dem Gehen abgefunden und konnte diesen Wettkampf eher als Erfahrung ansehen, als eine Möglichkeit meine Bestzeit zu erreichen. So pausierte ich ohne Zeitdruck bei Kilometer sechs an der ersten Versorgungsstation bei der Spitze des Berges, um eine Cola zu trinken und Schokolade und energy balls mitzunehmen. Dann mussten wir natürlich noch einmal komplett die letzten Höhenmeter zur Kirche nutzen und einmal herum laufen. Die Aussicht hat sich wohl für alle 1350 Teilnehmer:innen des 12km Laufs und die weiteren 824 Halbmarathon Läufer:innen gelohnt. Ich habe einige gesehen, die stehen geblieben sind und Bilder machten. Bis dahin war der Lauf mehr eine Wanderung als alles andere.Und dann passierte das Unausweichliche- es ging endlich BERGRUNTER. Zwar gab es zwischendurch wieder Treppen, Kurven und Höhenmeter, aber wenigstens musste ich nicht mehr gezwungener Maßen gehen. Außer einmal musste ich an einer Ampel warten. Die Streckenposten haben ihr Bestmögliches probiert, die Straßen zu sichern. Aber bei den ganzen Straßen, die wir am Ende in der Marseiller Innenstadt überqueren mussten, war dies einfach nicht anders möglich. Nun konnte ich endlich richtig laufen und wollte schnellstmöglich ins Ziel, vor allem wollte ich aus den letzten zwei Kilometern alles rausholen. Bis wir dann bei Kilometer 10,5 in eine Check-In Halle für Fähren laufen mussten. Es war super eng, gab viele Treppen und wieder kaum Überholmöglichkeiten. Meine 5:07 Pace wurde zu 6:11. Dann sollte wenigstens der Zieleinlauf schnell sein. Es war nur noch weniger als ein Kilometer zu absolvieren. Natürlich hieß es noch einmal Treppen bei der Kathedrale von Marseille hochlaufen. Meine App auf dem Handy hatte dann noch 300 Meter, ich wollte alles geben, aber da kam tatsächlich schon die Ziellinie in 30 Metern nach den Treppen und somit viel schneller als erwartet. Es ist trotzdem immer das schönste Gefühl am Ende im Ziel zu sein und meine Freundin kam auch schon vier Minuten nach mir ins Ziel. Wir waren beide sehr stolz und noch begeistert von dieser Erfahrung. Wir waren beide der Meinung, dass dies der coolste Lauf war, den wir jemals gemacht haben. Danach war ich doch sehr erschöpft, weil mich mein Lauftraining drei-vier Wochen vorher nicht sehr auf diese Belastung vorbereitet hat, ein Stairmaster wäre wohl die bessere Vorbereitung gewesen. Nun habe ich einen Tag später die Ergebnisse nachgeschaut und habe zur großen Überraschung festgestellt, dass ich unseren Verein  scn energy Torgelow gut vertreten habe. Ich habe in der Gesamtwertung der Frauen den 26. Platz von 645 Läuferinnen und Platz 193 von allen 1350 Teilnehmer:innen erreicht. Was für ein Wettkampf. Link für die Resultate: (https://my.raceresult.com/317141/results#2_3D4D46) Für alle, die für das nächste Jahr Interesse bekommen haben und das gleiche Abenteuer erleben wollen oder einfach nochmal Bilder oder Infos nachschauen möchten, füge ich den Link dazu: https://www.marseilleoutdoorexperiences.fr/en/concept

 Liebe Grüße aus Frankreich - Julia